17. Oktober 2023

Bäuerinnen und Bauern haben unseren Landkreis geprägt. Landwirtschaftliche Betriebe, davon viele kleine Bauernhöfe, waren bei uns in der Nachkriegszeit das wirtschaftliche Rückgrat. Für mich als Bub war es eine wunderbare Zeit in einem bäuerlichen Betrieb aufzuwachsen, zumal Oma und Opa auch noch die Dorfwirtschaft in Oxenbronn betrieben haben. Wir Kinder haben die Freiheit und Unbeschwertheit des Lebens auf dem Lande genossen und sind in einer gesunden und schönen Landschaft aufgewachsen. Unsere Eltern und Großeltern haben die harte und täglich fordernde Arbeit klaglos gemeistert. Da blieb wenig Zeit zum Schlafen, dafür wurde von den frühen Morgenstunden bis in die späte Nacht schwer geschuftet. 
 
Wer heute durch unseren Landkreis fährt, dem wird schnell bewusst, dass nach wie vor die Landschaft von Äckern und Wiesen sowie Wäldern und Seen bzw. Weihern geprägt ist. Die zum Glück weiter zahlreichen Landfrauen und Landwirte sind es, die für eine eigenständige Ernährung sorgen und in hohem Maße den Schutz und die Pflege unserer Kulturlandschaft sicherstellen. Gerade den Frauen, die sich für ein Leben auf einem Bauernhof entscheiden, möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich meinen Respekt und auch meine Dankbarkeit aussprechen. Was hier – ohne großes Aufsehen – geleistet wird, stellt einen bedeutenden Beitrag zur gesellschaftspolitischen Stabilität in unserem Land dar. Insgesamt gibt es bei uns derzeit mehr als 1100 Landwirtschaftsbetriebe, von denen gut ein Drittel eine Fläche von bis zu zehn Hektar bewirtschaftet. Es ist auch diese kleinteilige Betriebsform, die unseren Landkreis als Landwirtschaftsregion so stark gemacht hat. Nur etwa ein Viertel der Landwirte produzieren auf einer Fläche von mehr als 50 Hektar. 

Natürlich hat sich auch bei uns ein Strukturwandel vollzogen. In meinem Geburtsort Oxenbronn gab es in meiner Kindheit fast nur Bauernhöfe. Daneben hatten wir noch eine Käserei, also einen milchverarbeitenden Betrieb, einen Friseur, eine Bäckerei, eine Tabakwarenhändlerin, ein Kolonialwarengeschäft und die nur sonntags nach der Kirche geöffnete „Raiffeisenbank“, wo ich für meine Oma ab 1957 jeden Monat die landwirtschaftliche Altersrente in Höhe von 40 D-Mark abgeholt habe. Heute gibt es nur noch ein paar Vollerwerbsbetriebe, einige Nebenerwerbslandwirte und ansonsten eine mit Blick auf die jeweilige Beschäftigung deutlich veränderte Einwohnerschaft.
 
Europa ist heute in hohem Maße der Taktgeber für die Landwirtschaft. Da werden die Grundlagen gelegt für die Preisbildung einerseits und für die finanzielle Förderung der Betriebe andererseits. Nicht alles entsprach immer den Erwartungen der Landwirte. Aber im Großen und Ganzen lässt es sich auch für die Landwirtschaft mit Europa besser leben als ohne Europa. Die Einführung des Euro hat gerade für den Export von landwirtschaftlichen Gütern einen wesentlichen Beitrag zur Einkommenssicherung geleistet. Und vom Haushalt der EU entfallen 33,1 %, also 55,7 Milliarden Euro (2021) auf den landwirtschaftlichen Bereich.
 
Als Bundes- und Landespolitiker habe ich meine Aufgabe immer darin gesehen, den Landwirtinnen und Landwirten in unserer Heimat ein zuverlässiger Ansprechpartner zu sein, auf dessen Unterstützung sie sich verlassen konnten. Insgesamt wurden die landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis Günzburg in den Jahren 2013 bis 2022 mit über 150 Millionen Euro gefördert.
 
Für die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis Günzburg stellt die Tierhaltung einen wesentlichen Einkommensbeitrag dar. Während im Süden verstärkt Milchvieh haltende Betriebe angesiedelt sind, finden sich im Norden stärker Ackerbau betreibende Unternehmen, in höherem Maße auch spezialisierte Bullen-, Schweine- und Geflügelmastbetriebe.
 
Die konventionelle und traditionelle Landwirtschaft ist und bleibt die tragende und wichtigste Säule in unserer Region. Schon immer waren es die Landwirte, die sich – viel zu oft unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit –  um eine sinnvolle Verbindung aus Ökologie und Ökonomie bemüht haben. Wir als Verbraucher haben es selbst in der Hand, mit unserem Einkaufs- und Verbraucherverhalten alle Landwirte dabei zu unterstützen, ihrer Verantwortung für unsere Umwelt gerecht werden zu können. Diejenigen, die sich eine Umstellung auf Ökologischen Landbau überlegt haben und auf mich zugekommen sind, habe ich gerne unterstützt. Der diesbezügliche Wandel in unserer heimischen Landwirtschaft drückt sich zahlenmäßig wie folgt aus: Derzeit haben wir 90 Biobetriebe mit einer durchschnittlichen Größe von 43,6 Hektar, vor etwa 20 Jahren waren es noch 55 Höfe mit durchschnittlich 35,7 Hektar. Der Anteil der zertifizierten Biobetriebe im Landkreis Günzburg liegt inzwischen bei acht Prozent. 
 
Für die nachhaltige Entwicklung und Unterstützung unserer Landwirtinnen und Landwirte war die Ämterreform im Landwirtschafts-, Forst- und Ernährungsbereich eine wegweisende und richtige Entscheidung. Dies galt zunächst für die Zusammenlegung von Weißenhorn und Krumbach am Standort Krumbach. Die Fusion der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten von Mindelheim und Krumbach war dann die bestmögliche Reaktion der Politik auf den strukturellen Wandel in der Landwirtschaft. Ich bin fest überzeugt, dass der Erhalt des Landwirtschaftsamtes in Krumbach von herausragender Bedeutung für unseren Landkreis ist. Und ich bin froh, dass ich als Landespolitiker dazu meinen Anteil beigetragen habe.