Christlich-Soziale Union - CSU
23. Januar 2024
Die CSU und Alfred Sauter – meistens ging es gut, gelegentlich hat es aber auch geknirscht.
Die CSU und Alfred Sauter – meistens ging es gut, gelegentlich hat es aber auch geknirscht.
Mitglied der Christlich-Sozialen Union in Bayern e. V. (CSU) bin ich seit 1970, also seit nunmehr fast 54 Jahren. Mitglied geworden bin ich natürlich aus Überzeugung, wobei es aber auch eine logische Konsequenz war, nachdem ich zum Kreisvorsitzenden der Jungen Union gewählt worden war. Durch meine Mitgliedschaft in der CSU ist es leichter gefallen die Anliegen, Ideen und Forderungen der Jungen Union in der CSU zu diskutieren und nach Möglichkeit durchzusetzen.
Auf Kreisebene stand 1970 die Vorbereitung und Durchführung der Landtags- und Bezirkstagswahl im Vordergrund. Junge Politikerinnen und Politiker und frischer Wind waren damals sehr gefragt in der CSU, auch wenn es um personelle Vorschläge für anstehende Wahlen ging. Ich war kurzfristig als Zweitstimmenkandidat für die Landtagswahl im Gespräch, wovon ich allerdings nichts wusste. Dabei kam ich allein schon deshalb als Kandidat nicht infrage, weil ich als damals 20jähriger noch nicht über das passive Wahlrecht verfügte. Denjenigen, die mich vorgeschlagen haben, war dies offensichtlich nicht bewusst, sonst hätten sie natürlich davon abgesehen. Es war aber auch ein Indiz für die herrschende Aufbruchstimmung. Die CSU wollte sichtbare Zeichen dafür setzen, dass für sie die Anliegen der jungen Generation von größter Bedeutung sind und sich dies auch personell ausdrückt. Immerhin lag das Erstwählerergebnis der CSU damals bei ca. 50 %.
Für mich stand die Aufbauarbeit im JU-Kreisverband an oberster Stelle, verbunden mit der Vorbereitung der Kommunalwahlen im Jahre 1972. Die Kreis-CSU wählte mich zum Delegierten für den Bezirksparteitag sowie den Landesparteitag, und so lernte ich in jungen Jahren schon diejenigen kennen, die in der Partei an vorderster Stelle das Sagen hatten. Diskussionen standen damals bei öffentlichen Parteitagen nicht wirklich im Vordergrund und außer den Anträgen der Jungen Union gab es kaum etwas, worüber ernsthaft debattiert wurde. Die Parteitage hatten für mich eher Kundgebungscharakter und dienten mehr dem gegenseitigen Kennenlernen als der streitigen Auseinandersetzung in der Sache. Im Kreisverband Günzburg habe ich mich bei inhaltlichen und personellen Fragen in den 1970er Jahren eher zurückgehalten - außer es ging um die Junge Union. Da gab es andere, ältere, die das Sagen hatten und darauf auch großen Wert legten.
Aktiv teilgenommen an der übergeordneten Parteiarbeit habe ich eigentlich erst mit meiner Wahl zum JU-Landesvorsitzenden im Jahre 1979. In dieser Funktion gehörte ich auch dem CSU-Präsidium sowie dem CSU-Parteivorstand an. Dort gestaltete sich die politische Arbeit lebhafter und kontroverser: Man hat sich gestritten und wieder zusammengerauft, ist nach außen aber fast ausnahmslos geschlossen aufgetreten. Dies fiel umso leichter, je schwächer der politische Gegner war. Die Ergebnisse bei den Landtags- und Bezirkstagswahlen sowie bei den Wahlen zum Europäischen Parlament waren durchweg hervorragend und bewegten sich im Regelfall in der Größenordnung von 50 + x Prozent.
Mitglied des CSU-Bezirksvorstands Schwaben war ich von 1980 bis 2021, darunter einige Jahre als Schatzmeister und 16 Jahre als stellvertretender Bezirksvorsitzender. 2014 wurde ich auf Vorschlag des Parteivorsitzenden Horst Seehofer zum Vorsitzenden der CSU-Finanzkommission gewählt. Das Amt hatte ich bis 2021 inne. Meine Hauptaufgabe bestand darin mich um die Einnahmenseite der Partei zu kümmern, was auch recht gut gelungen ist. Von existenzieller Bedeutung für die Partei war und ist, dass die neue Landesgeschäftsstelle in der Mies-van-der-Rohe-Straße gekauft wurde. Mit dieser neuen Parteizentrale können wir uns sehen lassen. Der Wertzuwachs der Immobilie trägt auch wesentlich dazu bei, dass die CSU bilanziell auf gesunden Beinen steht.
Mir war immer wichtig zu meinen Überzeugungen zu stehen, mich nicht verbiegen zu lassen, von niemandem finanziell oder sonstwie abhängig zu sein und immer meine Meinung sagen zu können. Ich habe dafür von vielen Menschen Respekt, Anerkennung und Unterstützung erfahren, worüber ich mich immer sehr gefreut habe und was mich ermutigt hat, diesen Weg fortzusetzen.
Heftig wurde es dann, wenn der oder die eine oder andere versucht hat Kursänderungen ohne demokratische Willensbildung festzuschreiben, die aus meiner Sicht unvereinbar waren mit unseren Grundsätzen, oder wenn ich das Gefühl hatte bzw. überzeugt war, dass andere oder ich ungerecht behandelt werden. Da bin ich dann sehr deutlich geworden in Schrift und Ton, gelegentlich habe ich es vielleicht auch übertrieben. All jene, denen ich da zu sehr auf die Nerven gegangen sein sollte, bitte ich um Verzeihung. Irgendwie sind wir ja früher oder später doch wieder zusammengekommen.
Parteipolitische Basisarbeit, also echte Kärrnerarbeit, habe ich als Vorsitzender des CSU-Kreisverbands Günzburg geleistet. 1995 bin ich in der Nachfolge des legendären Hans Berkmüller zum Kreisvorsitzenden gewählt worden. Dieses Amt hatte ich dann 26 Jahre inne. Das Führungsgremium auf Kreisebene war die von mir ins Leben gerufene Kreiskonferenz. Ihr gehörten die Mitglieder des Kreisvorstands, die Mandatsträger und die Ortsvorsitzenden an. Wir haben uns in den 26 Jahren im Regelfall einmal im Monat getroffen, uns mit der Politik auf Bundes- und Landesebene sowie in Europa beschäftigt, Anträge formuliert und gemeinsam mit dem jeweiligen Landrat und den Kreistagsfraktionen von CSU, JU und Landkreisbürgern die Kreispolitik abgestimmt. Das war auch gemessen an den Ergebnissen ein außerordentlich erfolgreiches Vierteljahrhundert, zu dem viele beigetragen haben. Entscheidend waren der Zusammenhalt, die Einsatzfreude und die Lust am Gelingen.
In dieser Zeit haben wir es auch geschafft zunächst eine Geschäftsstelle in der Ichenhausener Straße und später in der Günzburger Altstadt zu erwerben, die sich im Eigentum des CSU-Kreisverbands befindet. Auf Kreisverbandsebene ist dies bei der CSU in Bayern fast einmalig, vor allem dass der Kauf ohne Aufnahme eines Darlehens realisiert werden konnte. Dazu hat beigetragen, dass alle Mandatsträger – von den Mitgliedern des Kreistags über die Bürgermeister und Abgeordneten bis zu den Ministern – die in der CSU-Satzung festgelegten Mandatsträgerbeiträge ordnungsgemäß abgeführt haben, in vielen Fällen sogar deutlich mehr als vorgegeben war. Bei meinem Ausscheiden verfügte der CSU-Kreisverband neben einer geräumigen Geschäftsstelle über finanzielle Rücklagen, mit denen sich mehrere Wahlkämpfe bestreiten lassen. Auch das war eine Gemeinschaftsleistung, und ich danke vielen Freundinnen und Freunden aus der CSU sowie aus dem Kreis unserer Unterstützer, die dazu beigetragen haben.
Auch auf die Gefahr hin einige Persönlichkeiten zu vergessen, nenne ich an dieser Stelle einige meiner wichtigsten Begleiter, Berater und Mitstreiter.
Für das reibungslose Funktionieren des Verbandes haben vornehmlich die Geschäftsführer der Bundeswahlkreisgeschäftsstelle gesorgt, also Georg Schwarz – er hat uns sowohl technisch als auch organisatorisch generalüberholt sowie den Neubau der Geschäftsstelle in der Ichenhausener Straße gemanagt –, Roland Kempfle, Christian Konrad, Patrick Bais, Stephanie Denzler, Herbert Walk und Angela Hirner, sowie die Kreisgeschäftsführer Johannes Schropp, Georg Schwarz, Bernhard Sonner und Daniel Schuler. Über 48 Jahre hat Brigitte Theer erfolgreich in unserer Geschäftsstelle gewirkt. Ihr Engagement bleibt unvergessen. Landtagsabgeordnete waren neben mir Innenminister Dr. Bruno Merk, der später auch Senator wurde, Georg Freiherr von Freyberg, Karl Kling, Kultusminister Prof. Hans Maier, Kultusstaatssekretär Otto Meyer, Berta Schmid, mit der ich die längste Zeit im Landtag gemeinsam Politik gemacht habe und Bauminister Dr. Hans Reichhart. Im Bundestag waren es Leo Wagner, Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel und Dr. Georg Nüßlein. Nicht unerwähnt lassen darf ich und will ich die Landräte Dr. Georg Simnacher, Hubert Hafner und Dr. Hans Reichhart. Gerne erinnere ich mich an unsere Senatorin Anneliese Kerler. Im ständigen Kontakt war und bin ich mit Dr. Gerd Müller, der zunächst Europaabgeordneter war und dann im Wahlkreis Kempten zum Bundestagsabgeordneten gewählt wurde, um später auch Entwicklungshilfeminister zu werden. Ewald Schmid, Moritz Schmid, Dr. Georg Simnacher (er war auch Bezirkstagspräsident), Berta Schmid, Georg Schwarz, Dr. Ruth Niemetz und Stephanie Denzler waren über die Jahre unsere Bezirksräte. Stellvertretende Kreisvorsitzende waren u. a. Lydia Klinger, Christa Wenninger, Pantaleon Baur, Stephanie Denzler, Anton Maier, Hans Klement, Günter Treutlein, Georg Schwarz und Roland Kempfle. Die Frauen Union hat mit Gerlinde Stapf, Sigrid Leiter, Ursula Treutlein und Christa Wenninger als Kreisvorsitzende eine erfolgreiche Entwicklung genommen. Gleiches gilt für die Junge Union mit Dr. Gerd Müller, Dr. Hans Werdich, Dr. Georg Nüßlein, Dr. Hans Reichhart, Margit Werdich-Munk, Dr. Barbara Lenzgeiger und Stefanie Wagner. Die Senioren Union ist im Laufe der Jahre mit Leo Wagner, Leonhard Müller, Martin Fischer, Franz Broßmann und Hans Kohler groß geworden. Schatzmeister waren in meiner Amtszeit Peter Feil und Manfred Krautkrämer. Gerade mit Manfred Krautkrämer ist es gelungen den Kreisverband finanziell so auszustatten, dass man sich wirklich keine Sorgen machen muss.
Wichtig war mir ein stets guter Kontakt zu den anderen demokratischen Parteien im Landkreis. Von großer Bedeutung war der permanente Austausch mit den ehrenamtlichen und berufsmäßigen Bürgermeistern und das über alle Parteigrenzen hinweg. In meiner Amtszeit gehörten am Schluss zwei Drittel der Bürgermeister der CSU an. Selbstverständlich war ich mit den „Andersgläubigen“ auch im ständigen konstruktiven Gespräch, insbesondere mit dem Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig.
Das gute Vierteljahrhundert als CSU-Kreisvorsitzender habe ich in bester Erinnerung, auch fast alle 50 Wahlkämpfe, die während meiner aktiven Zeit zu organisieren waren oder an denen ich beteiligt war. In unserer Gremienarbeit waren wir immer sehr offen zueinander, wobei wir uns nichts geschenkt haben und wo nicht immer alle einer Meinung waren. Wenn dann aber eine Entscheidung getroffen war, haben sich alle daran gehalten. Die CSU hat also stets mit einer Stimme gesprochen und dem verdanken wir ganz maßgeblich auch unseren Erfolg.